Bastelkleber-Test: Das sollten Eltern beim Kauf beachten - ÖKO-TEST

2023-02-16 16:14:58 By : Ms. Ella Liu

Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 | Autor: Jörg Döbereiner | Kategorie: Kinder und Familie | 09.12.2021

Wenn Kinder basteln, ist meist auch Kleber im Spiel. Doch sind die Inhaltsstoffe alle unproblematisch? Wir haben Bastelkleber getestet. Das Ergebnis: Die meisten Klebestifte und Flüssigkleber sind empfehlenswert. Wir sind im Test aber auch auf Problemstoffe gestoßen. 

Aktualisiert am 09.12.2021 | Für Kinder sind Klebstoffe ohne hohe Lösemittelgehalte die beste Wahl. Warum? Lösemittel halten den Klebstoff in seinem Behältnis einsatzbereit, ohne ihn chemisch zu verändern. Beim Basteln verdunsten sie, und der Kleber wird fest. Der Haken: Was sich da verflüchtigt, kann im Extremfall brennende Augen, Halskratzen oder Unwohlsein verursachen.

Vor allem Kinder sollten deshalb nicht mit lösemittelhaltigem Kleber hantieren. Solche Klebstoffe sind am Gefahrenpiktogramm mit der lodernden Flamme zu erkennen, da handelsübliche Lösemittel brennbar sind.

Klar, streng genommen ist auch Wasser ein Lösemittel. Aber normalerweise ist mit "lösemittelfrei" gemeint: frei von flüchtigen organischen Lösemitteln, wie zum Beispiel Alkohol. Bis auf einen sind alle Bastelkleber im Test als "lösemittelfrei" ausgelobt, und auch dieser basiert auf Wasser. Insgesamt haben wir 18 Kleber überprüft, darunter feste Klebestifte und Flüssigkleber.

Die Laboranalyse zeigt: Die meisten Bastelkleber enthalten allenfalls Spuren flüchtiger Substanzen – das ist in Ordnung. Allerdings sind unserer Meinung nach die Alkoholgehalte in zwei Klebern im Test etwas zu hoch, um diese Produkte als "lösemittelfrei" zu bezeichnen.

Gesundheitliche Gefahren sind bei normaler Anwendung nicht zu befürchten. Aber wo "lösemittelfrei" drauf steht, sollte auch möglichst wenig Alkohol drin sein. Laut den Anbietern setzen sie den Bastelklebern keinen Alkohol zu. Es handele sich vielmehr um Verunreinigungen beziehungsweise werde der Alkohol erst bei der Herstellung gebildet.

Insgesamt gibt es wenig Probleme bei den Bastelklebern im Test. Neun von 18 Klebern schaffen die Bestnote "sehr gut", sieben weitere bewerten wir mit "gut" – bei dem Ergebnis spricht nichts dagegen, sofort loszubasteln. Allerdings gibt es auch zwei Kleber, die nur mit "befriedigend" abschneiden. Was macht den Unterschied?

Ein Mal heißt der Grund: Formaldehyd. Diese stechend riechende Substanz reizt die Schleimhäute, sie kann Allergien auslösen und sogar Krebs erzeugen, wenn sie eingeatmet wird. Der im Produkt gefundene Gehalt liegt zwar im Rahmen dessen, was rechtlich erlaubt ist.

Aber wir meinen: Formaldehyd selbst und auch Stoffe, aus denen Formaldehyd entstehen kann, haben in Klebern nichts verloren. Erst recht nicht, wenn damit zu rechnen ist, dass auch Kinder die Produkte in die Finger bekommen. Denn erfahrungsgemäß landet beim Kleben schnell der eine oder andere Tropfen auf der Haut.

Welche Inhaltsstoffe sind es noch, die wir im Bastelkleber-Test bemängeln? 

Caprolactam ist ein Stoff, den wir seit vielen Jahren insbesondere in Klebstoffen kritisieren, unter anderem weil er Haut und Schleimhäute reizt. Er steckt aber immer noch in zwei Bastelklebern im Test. Laut des einen Herstellers wird Caprolactam zur Einstellung der klebtechnischen Eigenschaften verwendet, laut des anderen fördert der Stoff den leichten Abrieb des Produktes und vereinfacht dadurch die Handhabung.

In zwei weiteren Klebern fielen halogenorganische Verbindungen auf. Viele Substanzen aus dieser Stoffgruppe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.

Wir haben für diesen Test ausschließlich Klebstoffe berücksichtigt, die als "lösemittelfrei" beziehungsweise auf Wasser basierend ausgelobt sind. Um sie vor Schimmel und Bakterien zu schützen, setzen die Hersteller Konservierungsstoffe ein. Die machen zwar das Produkt haltbar, können es aber ganz schön in sich haben.

Eine bei Herstellern beliebte Gruppe an Konservierungsstoffen, die wir seit Langem immer wieder thematisieren, sind Isothiazolinone. Besonders kritisch sehen wir Chlormethylisothiazolinon und Methylisothiazolinon, kurz CIT und MIT. Sie können Allergien auslösen sowie Augen und Haut reizen.

Wie schon bei Formaldehyd gilt auch hier: Rechtlich gesehen dürfen Hersteller sie einsetzen. In Produkten, die in Kinderhände gelangen könnten, sind solche Stoffe aus unserer Sicht aber fehl am Platz. Wir ziehen in zwei Fällen Noten für auffällige Gehalte ab.

Als Alternative zu Isothiazolinonen verwenden manche Hersteller Phenoxyethanol. Diesen Konservierer setzen auch Kosmetikhersteller ein, zum Beispiel in Feuchttüchern. In Fingermalfarben gilt er bis zu einem Gehalt von einem Prozent als unproblematisch. Keines der Produkte im Test liegt über diesem Wert.

Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kinder und Familie 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Wir haben 18 Kleber eingekauft, die sich für Bastelarbeiten mit Papier, Pappe und anderen Materialien eignen, die Hälfte davon feste Klebestifte. Alle Produkte sind als "lösemittelfrei" ausgelobt oder laut Anbieter auf Wasserbasis hergestellt. Kleber bekannter Marken sind genauso im Testfeld wie Produkte, die als besonders ökologisch ausgelobt sind. Pro 50 Gramm beziehungsweise Milliliter kosten die Klebstoffe zwischen rund 1 und 7,41 Euro.

Im Labor ließen wir alle Produkte auf flüchtige und sehr flüchtige organische Verbindungen (VOC und VVOC) testen. Außerdem analysierten die Prüfer die Kleber auf Isothiazolinone, eine Gruppe von Konservierungsstoffen, die Allergien auslösen können. Auch die beiden hautreizenden Stoffe Caprolactam und Dimethylaminoethanol, umstrittene halogenorganische Verbindungen sowie Formaldehyd/- abspalter standen auf dem Prüfplan. Die Verpackungen ließen wir auf chlorierte Verbindungen untersuchen, außerdem haben sich die Experten Auslobungen und Deklaration genau angesehen. Grundlage für das Testergebnis bilden die Schadstofftests. Beanstandete Deklarationen können das Gesamturteil verschlechtern.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: mehr als 20 mg/kg Formaldehyd/-abspalter. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) mehr als 1.000 mg/kg Caprolactam; b) 0,0015 Prozent MIT oder mehr; c) eine Kombination aus CIT und MIT von 0,0015 Prozent oder mehr; d) halogenorganische Verbindungen.

Bewretung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Hinweis zur allergisierenden Wirkung von MIT fehlt bei einem Gehalt von 0,00015 Prozent oder mehr; b) Hinweis zur allergisierenden Wirkung eines Gemischs von CIT und MIT fehlt bei einem Gehalt von 0,00015 Prozent oder mehr; c) Hinweis zur allergisierenden Wirkung von BIT fehlt bei einem Gehalt von 0,005 Prozent oder mehr, wenn nicht bereits wegen b) abgewertet wird; d) Deklaration "lösemittelfrei" oder vergleichbare Deklaration bei einem Gehalt von in der Summe mehr als 0,5 Prozent Alkohol (hier. Ethanol, Methanol, 1-Butanol), in Anlehnung an die Definition der TRGS (Technische Regel für Gefahrstoffe) 610.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um jeweils eine Note. Ein "gutes" Testergebnis Weitere Mängel verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Halogenorganische Verbindungen: 1. Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. 2. Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: in Anlehnung an ASU K 84.00-07 (EG), Photometrie nach Extraktion und Derivatisierung. Isothiazolinone: HPLC/DAD. Caprolactam, Dimethylaminoethanol, flüchtige organische Verbindungen (VOC) mit erweitertem Acrylatspektrum: GC/MS nach Extraktion. Ausgewählte leicht flüchtige organische Verbindungen (VVOC): Headspace-GC/MS nach Extraktion.

Einkauf der Testprodukte: Juni 2020 

Preise können aufgrund der befristeten Mehrwertsteuersenkung geringfügig abweichen.

Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kinder und Familie 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

Weitere Inhalte aus der Ausgabe

Jetzt kaufen (Digital oder Print)

ÖKO-TEST - Richtig gut leben