Manchmal hat der Regen auch sein Gutes. Zwar verhagelte er der TSG auf ihrem Familiensporttag das Freiluftprogramm – aber die neue Halle konnte als Ausweichort am gestrigen Sonntag um so mehr glänzen.
Tübingen. „Platz gesperrt“ signalisierte ein Schild des Sportamtes. Einsam stand es auf dem sattgrünen Rasen des TSG-Platzes – dort, wo auf die Besucher des Familiensporttages der TSG zum Beispiel eine Hüpfburg gewartet hätte. Oder das Sumo-Ringen. Oder Tore zum Kicken. Alles weggespült von den Regengüssen des Wochenendes. „Normalerweise wäre der Tag ganz ausgefallen“, sagte Angelika Lutz, Vorstandsmitglied und Organisatorin dieses Tages.
Aber nun besitzt die TSG ja an der Freibadseite eine eigene Halle. Ach was, gleich ein ganzes Hallenensemble. Das gleich mal zeigen konnte, wie wertvoll so eine Ganzjahres-Alternative sein kann. Schon an der Außenwand, wo ein Dach soweit vorspringt, dass nicht nur Bouldern im Trockenen möglich war, sondern auch die Spiel- und Geschicklichkeits-Stationen der Kindersportschule KISS noch halbwegs vom Regenschutz profitierten.
So richtig wuselig wurde es erst drinnen. Ein Raum bot vom Trampolin bis zur Schnitzelgrube viel für die ganz kleinen Besucher des Sporttages. In der großen Halle zeigten die Turnerinnen, wie die neue Mattenbahn Salti und Überschlage in Serie zulässt. Wie man Bänder, Bälle, Keulen und Körper zu einem harmonischen Ganzen verschmilzt, führten die gelenkigen Mädchen von der Rhythmischen Sportgymnastik vor. Und ein Pilateskurs fand auch noch einen Raum zum Üben.
Die Halle heißt jetzt Ehrmann-Halle. Genau, wie der Joghurt. Einer der Senior-Chefs der Allgäuer Molkerei, Anton Ehrmann, hat mit seiner Tochter Petra eine Stiftung gegründet. Sie fördert Projekte von der Wissenschaft bis zur Jugendhilfe. Und weil die KISS-Leiterin Marion Beitinger die Familie Ehrmann kennt, hat auch die TSG einmal ihren Hallenbau vorgestellt – und musste dazu auch gar nicht so weit anreisen, weil die Stiftung ihren Sitz in Böblingen hat.
„Wir haben einiges überlegt“, sagt Roland Ehrmann, Mitglied des Stiftungs-Vorstandes. „So haben wir über einen Sportkindergarten nachgedacht.“ Letztlich hat die Stiftung dann vor allem die Bewegungslandschaft finanziert – mit einem habhaften sechsstelligen Betrag.
Zu Taufe sozusagen war die Familie Ehrmann gestern zum Familiensporttag gekommen, der damit eine Neuerung erhielt: einen offiziellen Teil.
Der TSG-Vorsitzende Hanns-Peter Krafft wies in seiner Dankesrede auf die wichtige Rolle von Sponsoren hin: „Ohne diese müssten wir unsere Mitgliedsbeiträge verdoppeln.“ Und von der Stadt war die Erste Bürgermeisterin Christine Arbogast gekommen. Es war ihre erste Rede – barfuß. „Bei der TSG sind alle gleich, ob Ehrengast oder Kind, alle müssen in der Halle die Schuhe ausziehen. Find ich gut.“
Die Ehrengäste bekamen auch etwas zu sehen: Turnerinnen und Sportgymnasiastinnen zeigten ein Können, das schon weit über ein bisschen Sport treiben hinausgeht. Aber das war ja dem offiziellen Teil geschuldet – eigentlich geht es beim Familiensporttag traditionell um etwas anderes, sagte der Sportliche Leiter des TSG, Oliver Lapaczinski: „Es ist ein Angebot an alle Tübinger, sich einmal sportlich zu betätigen.“ Und gelungen sei das dann: „Wenn alle mit einem Strahlen nach Hause gehen.“ Wenn darüber hinaus auch noch ein Gewinn an Image und Mitgliedern abfällt – schön, aber nicht primärer Zweck des Tages: „Ob solche Wirkungen eintreten, ist schwer abzuschätzen.“
Immerhin macht das Programm Lust auf mehr: Bewusst hat die TSG ihr Ganzjahres-Angebot so gestaltet, dass Sportwillige (auch Nicht-Mitglieder) am Sonntag als Familie kommen können. Die Kinder werden in der neuen Bewegungslandschaft betreut, die Eltern können zum Beispiel Badminton spielen oder klettern. Die Resonanz? „Es wird gut angenommen“, sagt Oliver Lapaczinski. Wie der Familiensporttag, der trotz des Regens wieder viel Publikum auf das TSG-Gelände lockte.
So könnerisch geht es beim Familiensporttag der TSG sonst nicht zu. Aber zur Eröffnung der neuen Halle auf dem Sportgelände zeigten Turnerinnen und Sportgymnasiastinnen, was sie drauf haben. Bild: Albers
Klettern ist ein traditionelles Angebot auf dem Familiensporttag, aber diesmal war das Heiko Pörtner, dem Abteilungsleiter Klettern der TSG, besonders wichtig. Seit der Eröffnung der Kletterhalle B 12 sind die Besucherzahlen an der TSG-Wand ziemlich eingebrochen. Als eine Reaktion hat die Wand ein Facelifting bekommen: Eine neue rauhe Wandversiegelung gibt wieder Grip unter den Sohlen, neue Griffe wie die Kunst-Sinterrillen erlauben neue Moves, und nächstes Jahr kommt noch ein Fallschutzboden unter die Routen. Und so langsam, beobachtet Heiko Pörtner, findet das Kletterpublikum zurück zur Tü-Arena.
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