Aufgrund einer Sicherheitspanne waren tausende Daten von Aktivisten der „Letzten Generation“ einsehbar. Mit erfasst: die Bereitschaft, ins Gefängnis zu gehen.
Berlin – Die Klimaschützer der „Letzten Generation“ in Deutschland sammeln offenbar Daten über ihre Anhänger und schreiben diese akribisch in Listen auf. Das belegen Recherchen von Journalisten der Tageszeitung Welt am Sonntag, die diese am Samstagvormittag (4. Februar) auf ihrer Webseite veröffentlicht haben. Zur Anfertigung der Listen wurde der Cloud-Dienst von Google genutzt – allerdings wurde offenbar vergessen, den Personenkreis, der diese Daten einsehen darf, einzuschränken.
Jeder, der wollte, hatte Zugriff auf die Daten der „Letzten Generation“ – bis zu einer Anfrage der Welt am Sonntag bei der „Letzten Generation“. Danach war der Zugriff auf die Listen plötzlich eingeschränkt, wie kreiszeitung.de berichtet. Das Pikante an den Daten: Offenbar wurde neben der Bereitschaft ins Gefängnis zu gehen, auch erfasst, in welchen Lebensumständen sich die Menschen befinden oder wie sie ticken. Erst jüngst waren zwei Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ aufgefallen, als sie nach Bali in den Urlaub flogen.
„Die Recherchen erhärten den Verdacht, dass es sich bei der „Letzten Generation“ um eine kriminelle Vereinigung handelt“, kommentiert der innenpolitische Sprecher der Union, Alexander Throm die Recherchen um das Datenleck, von dem mehr als 2200 Personen betroffen sein sollen. Dies sei kriminell und habe mit friedlichem Protest nichts mehr zu tun, so Throm.
Auch die SPD sieht in der Klimaschutzbewegung inzwischen ein Gefahrenpotenzial für die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der Bundesrepublik, zitiert die Welt den Bundestagsabgeordneten Sebastian Fiedler. „Wenn diese Bewegung die Demokratie ablehnt und ihre Aktivisten danach kategorisiert, ob sie bereit für Knast sind, ist die Letzte Generation ein klarer Fall sowohl für den Staatsanwalt als auch für den Verfassungsschutz“, so der frühere Kriminalhauptkommissar.
Aufgelistet wurden die Daten in Excel-Listen, heißt es in dem Bericht. Demnach seien in den Listen schutzwürdige Daten wie Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Wohnorte, Angaben zu absolvierten Seminaren oder Trainings der Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ gefunden worden. Darüber hinaus sollen sich auch Hinweise in den Listen befunden haben, wie die aktuelle Lebenssituation der jeweiligen Person ist, wie sie psychisch einzuschätzen ist oder ob sie bereit ist, im Zuge der Proteste auch ins Gefängnis zu gehen.
Wie es heißt, seien die Listen bei Rekrutierungsversuchen entstanden. Dabei sollen die Daten beispielsweise bei Vorträgen der Bewegung gesammelt worden sein, um im Anschluss die Personen von einer Teilnahme zu überzeugen. Die interessierten Menschen seien alle möglichst schnell zu kontaktieren und zu einer Teilnahme an einem Aktionstraining zu bewegen, heißt es dazu in internen Schreiben, berichtet die Welt am Sonntag.
Doch das ist noch nicht das Pikanteste an den Listen: Wie die Welt am Sonntag berichtet, sind auch Psycho-Profile von potenziellen Mitstreitern durch die Aktivisten erstellt worden. Demnach seien Kommentare wie „Konnte sich bislang nicht durchringen, das Studium zu schmeißen“, „zu ängstlich für Gefängnis“ oder „depressive Phase“ gefunden worden. Daneben sollen sich auch hanebüchene Einordnungen wie „fürchtet Deportation im Falle einer Festnahme“ finden.
Alles in allem nicht sehr nette Worte über Menschen, mit denen man danach in einem demokratischen Kontext für Grundrechte und Klimaschutz eintreten möchte. Doch dies muss nun zumindest angezweifelt werden.
„Die Letzte Generation ist eine schnell wachsende Bewegung. Menschen, die mitmachen wollen, geben ihre Kontaktdaten an, damit wir sie kontaktieren können“, wird eine Sprecherin der Bewegung in dem Bericht zitiert. Der angesprochene Ordner sei veraltet und werde nicht mehr genutzt: „Es ist jetzt essenziell, dass Menschen auf die Straße gehen. Wir stecken mitten in einer Klimakatastrophe und die Regierung bleibt untätig. Menschen entscheiden sich für den zivilen Widerstand und sind auch bereit, mit ihrem Namen dazuzustehen.“